MAZEN ABDALLI: Erster Eindruck
UNTER ORTEN II
13. – 27. OKT 2022
RUDOLPHSPLATZ
Der Künstler und Student an der Philipps-Universität Marburg Mazen Abdalli arbeitet auf Papier und mit Papier. Seine Zeichnungen beschränken sich dabei allerdings nicht auf den zweidimensionalen Raum. Mit seiner Installation im blauen Container von .KUNST.LABOR.STADT.PLATZ erstellt er eine raumgreifende Installation mit mehreren Ebenen. Er spielt mit den Dimensionen, mit Innen und Außen, Erinnerung und Erfindung, Architektur und Papier. Im Gespräch mit der Künstlerin Miriam Wahl und der Gestalterin Sarah-Lea Langner berichtet Mazen Abdalli auf der Eröffnung von UNTER ORTEN II von der Entwicklung der Idee zu seiner Installation. Nach seinem Studium der Bildenden Kunst in Damaskus studierte er den Master Bildende Kunst – Künstlerische Konzeption an der Philipps-Universität. Als er zum Studium nach Marburg gekommen ist, begann die Pandemiezeit. Er konnte nicht, wie er es gehofft hatte, die Stadt und ihre Bewohner_innen kennenlernen. Stattdessen ging der durch die leeren Straßen Marburgs. Er teilt diese Erfahrung mit der Künstlerin Miriam Wahl, die im Gespräch auf den Eindruck leerer Straßen und gefüllter Häuser hinwies.
Während die Straßen leer waren, konnte beim Spazierengehen davon ausgegangen werden, dass sich in den meisten der Zimmer, hinter Türen und geschlossenen Fenstern jene Marburger*innen befinden, welche die Stadt eigentlich beleben. Die Erfahrung der verschachtelten Architektur der historischen Altstadt, der Ebenen von Innen und Außen und der fehlenden Zugänglichkeit griff Mazen Abdalli in seiner zeichnerischen Arbeit auf. Er begann die Formen der Stadt aufzunehmen. Aus diesen Formen hat er für UNTER ORTEN II eine Arbeit im blauen Container erstellt, der im Jubiläumsjahr künstlerisch bespielt wird.
Durch ein kleines Fenster im Container kann man nun auf eine Papierstadt schauen: Auf architektonische Elemente, die an das von dem Künstler neu entdeckte Marburg erinnern. Es sind Fragmente jener Eindrücke, die er in den ersten Jahren seines Aufenthalts sammelte. Bei den Zeichnungen von Architekturen blieb es jedoch nicht. Mit den Kunstprojekten und Ausstellungen im Jubiläumsjahr gewann Mazen Abdalli Zugang zu weiteren Ebenen der Stadt. Auf die Arbeiten von Mouna Jemal Siala referierend beginnt er an Orten des Alltags in der Stadt Portraits zu zeichnen und kommt mit den Marburger*innen ins Gespräch. Die tunesische Künstlerin Mouna Jemal Siala hatte im Sommer bei .KUNST.LABOR.STADT.PLATZ fotografische Portraits von Passant*innen und Marburger*innen am Rudolphsplatz erstellt und diese in ihrer Arbeit الزرقاء (Arramya Azzarqa) projiziert. Sie transformierte Portraits künstlerisch zu mosaikartigen Pixeln und legte so eine ornamentale Struktur von Gesichtern über den Platz. Die Spiegelfliesen an dem Container erhalten dieses schachbrettartige Muster, in dem sich auch weiterhin Passant*innen in kleinen temporären Portraits wiederfinden können. Diese Formgebung greift Mazen Abdalli auf. Während sich außen am Container weiterhin Passant*innen spiegeln, sind innen nun die zeichnerischen Portraits von Mazen Abdalli zu sehen. Die rasterhafte Hängung verweist auf die Referenz von Innen und Außen, Bewohner_innen und Architekturen.
Im Ausstellungszeitraum vom 13. bis zum 27. Oktober (16:00 bis 20:00 Uhr) können die Arbeiten im Rahmen von UNTER ORTEN II am Rudolphsplatz angeschaut werden. Zeitweise ist der Künstler vor Ort und erstellt weitere Portraits. Nach und nach will er die Innenwände des Containers mit Portraits füllen, die zum Ende der Ausstellungszeit mitgenommen werden dürfen.
Photo: Monika Bunk
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Mouna Jemal Siala: الزرقاء (Arramya Azzarqa)