INSTITUT FÜR BILDENDE KUNST: UNTER ORTEN
Kunstprojekte am Rudolphsplatz
21. APR – 19. MAI 2022
DI–SA 16:00 – 20:00 Uhr
Für vier Wochen wird der Rudolphsplatz zum Atelier für Studierende, Alumni/Alumnae und Lehrende des Instituts für Bildende Kunst der Philipps-Universität Marburg. Unter der Leitung von Klaus Lomnitzer und Bettina Pelz entwickeln sie Ideen, Experimente und Projekte, in denen der Rudolphsplatz zum Material der Kunst wird. Alle Projekte entstehen zwischen dem 21. April und dem 19. Mai 2022, gearbeitet wird von dienstags bis samstags.
ORTSTERMINE
Rudolphsplatz
21. APR 2022, 18:00 – 20:00 Uhr
Mit Beiträgen von Kirsten Dinnebier, Linda Falk, Klaus Lomnitzer, Bettina Pelz. In Kooperation mit dem KULTUR MOBIL
28. APR 2022, DO 18:00 – 20:00 Uhr
Mit Beiträgen von Miriam Wahl, Sarah Steger, Klaus Lomnitzer, Bettina Pelz.
05. MAI 2022, DO 18:00 – 20:00 Uhr
Mit Beiträgen von Sigrun Bennemann, Anja Köhne und Sinja Kemper, Nastaran Nazari, Niels Pahl.
12. MAI 2022, DO 18:00 – 20:00 Uhr
Institut für Bildende Kunst, Rudolph-Bultmann-Str. 4B
WAS WAR? WAS IST?
Sigrun Bennemann | Tse-Wei Chen | Anja Conen | Mingming Guo | Xingye Huang | Zhuoxuan Jiang | Sinja Kemper | Nastaran Nazari | Niels Pahl | Rubens Präg | Stefanie Profus | Zahra Talebi | Elizaveta Tusheva | Johann Zimmer
Geführter Rundgang durch die Jahresausstellung des Instituts für Bildende Kunst
Zutritt nur mit Maske!
19. MAI 2022, 18:00 – 20:00 Uhr
Mit Beiträgen von Anja Conen, Anja Köhne, Klaus Lomnitzer, Nastaran Nazari. In Kooperation mit dem KULTUR MOBIL: Daniel Seip | Emily
HINTERGRUND
Die Idee des Projektes UNTER ORTEN ist es, den Rudolphsplatz anders zu sehen und zu denken. Mit UNTER ORTEN werden experimentelle Prozesse zu initiiert, die die Weiterentwicklung des öffentlichen, des städtischen und des sozialen Raums ermöglichen. Im Spannungsfeld tradierter Nutzungen und neuer Ideen geht es um den vernachlässigten Stadtraum als Möglichkeitsraum.
Als städtebauliches Areal befindet sich der Rudolphsplatz zwischen den Straßen Am Grün, der Universitätsstraße und dem Lahntor, dem Erlenring und der Weidenhausen Brücke, dem Pilgrimstein und dem Gerhard-Jahn-Platz. Ohne erkennbare Kontur reicht er von den Bushaltestellen am Pilgrimstein bis zum BiP (Beratungszentrum mit integrierten Pflegestützpunkt). Unterhalb des Straßenniveaus gibt es autofreie Passagen von Am Grün zum Pilgrimstein, zur Universitätsstraße oder zum Lahn Ufer. Wo sich die Wege kreuzen, befindet sich ein kleiner Platz mit einem Brunnen. Im letzten Jahr siedelte sich das „Kaffeekästchen“ an, im Jubiläumsjahr soll auch die Hiobs Bar wieder eröffnet werden.
Der Titel UNTER ORTEN referenziert das „unter anderen“, das Ungenaue des Ortes, das Unbestimmte zwischen anderen Stadträumen. UNTER ORTEN nutzt das Uninteressante des urbanen Restbestandes, das Unbeobachtete als Freiraum für neue Raumbildungen durch künstlerische Eingriffe. Dieses meint nicht architektonische Veränderungen, sondern die Künstler_innen betrachten die vorgefundene bauliche Situation als eine Art Grundstein. Sie ändern Erscheinungsformen, Sichtachsen und Ansichten, Erfahrungszusammenhänge und Erlebnisse. Die Modifikationen können ästhetischer, kultureller oder sozialer Natur sein.
Damit wird der Rudolphsplatz zu einer Art Labor, um Prozesse für Neu-Ordnungen von urbanen Räumen zu erkunden. Der Raum wird zum Medium, in dem nicht nur die Veränderung des Ortes, sondern auch die von Gesellschaft verhandelt werden kann. Dememtsprechend reichen die Kunstprojekte von Materialexperimenten und ortsgebundenen Installationen bis zu Denkbildern.
KUNSTPROJEKTE
Sinja Kemper und Anja Köhne zeigen eine typografische Intervention: Der spiegelverkehrte Schriftzug ICH HABE VIELES FÜR SELBSTVERSTÄNDLICH GEHALTEN ist eine Reaktion auf unsere Zeit, ein Echo der Gegenwart; die Rückseite, das Negativbild, das Spiegelbild.
Stefanie Profus entwickelt ein fotografisches Projekt. Analoge Fotografie ist ihr Medium, um sich mit gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Themen zu beschäftigen.
Miriam Wahl erarbeitet ortspezifische Zeichnungen auf Glas: „In den Glasscheiben des BiP spiegelt sich der Platz in all seiner Vielseitigkeit. Diese möchte ich aufgreifen und mit den Ebenen der Fensterfläche, der Spiegelungen und der Farben in ein malerisches Gespräch bringen.“
Nastaran Nazari entwickelt Performances, die sich auf die soziale Kultur des Platzes beziehen. Die menschliche Existenz und das kommunikative Miteinander, der Versuch von Verständigung und die Gesten der Interaktion, atmosphärische Beschaffenheiten und emotionale Verfasstheiten sind wiederkehrende Themen ihrer künstlerischen Auseinandersetzung.
Niels Pahl entwickelt eine audiovisuelle Installation, die den Rudolphsplatz als einen Raum zeigt, der sowohl als Außen- wie auch als Innenraum gelesen werden kann. In seinen künstlerischen Projekten geht er der Frage nach, wie die materielle und gedachte Räume miteinander im Spiel sein können. Ihn interessieren Assoziationen und Erinnerungen als gestalterisches Material von Rauminterventionen.
Sarah Steger arbeitet zu dem Rudolphsplatz als blindem Fleck: „Der Rudolphsplatz gilt als einer der Unorte in Marburg, er lädt weder zum Verweilen noch zum Entspannen ein. Zudem spiegelt dieser Platz für mich die Situation junger Künstler in Marburg wider: Es ist zwar bekannt, dass es diese geben soll, jedoch hält sich deren Sichtbarkeit in der Stadt- als auch Kulturlandschaft Marburgs in Grenzen. Genau wie der Rudolphsplatz sind sie kaum sichtbar und werden selten bemerkt. Kunst im öffentlichen Raum – insbesondere für junge Künstler – findet nicht statt. Gerade aus diesem Grund sollte dieser Raum von uns besetzt werden, um diesen Raum zu einem Ort der Möglichkeiten zu gestalten.“
Klaus Lomnitzer zeigt eine Intervention, die den Rudolphsplatz als ökologisches Habitat thematisiert: „Künstlerisch am Rudolphsplatz zu arbeiten bedeutet für mich eine völlig andere Herausforderung als der Arbeit im Atelier nachzugehen. Der Platz, den ich bereits mein ganzes Leben kenne, bietet für mich in seiner aktuell disparaten Verfassung zahlreiche Anknüpfungspunkte, um mit meist minimalen Eingriffen zu testen, welche Wirkung das ein oder andere künstlerische Experiment haben wird, wenn sich mit der Beschäftigung vor Ort eine Sensibilisierung für das was ist, und das was sein könnte, einstellt.“
Anja Conen thematisiert den Rudolphsplatz als Echtzeitumgebung zwischen Himmel und Erde: „Ich sehe mich als Forscherin, als Forscherin künstlerischer Zusammenhänge … der Rudolphsplatz ist ein Ort, der als Unort fungiert, mit Bewegung, Kreuzung und Zeitersparnis besticht. Was passiert, wenn wir ihn entschleunigen? Einen Ort des Verweilens schaffen?“
LEHRENDE, ALUMNI/ALUMNAE UND STUDIERENDE DES INSTITUTS FÜR BILDENDE KUNST